Fast 500 Besucher bei Befreiungsfeier in Steyr
Beeindruckende Rede von Bundespräsident a. D. Dr. Heinz Fischer
Mit fast 500 Besuchern übertraf die Anzahl der Besucherinnen und Besucher bei der Befreiungsfeier „80 Jahre Befreiung“ am 12. Mai 2025 beim KZ-Denkmal in Steyr jede Erwartung. 100 Teilnehmer waren allein aus Frankreich gekommen, davon 40 Schülerinnen und Schüler des „Lycee Leopold Seda Senghor“ aus Evreux. Bundespräsident a. D. Dr. Heinz Fischer kam in seiner beeindruckenden Gedenkrede auch auf seine persönliche Erfahrung zu sprechen. „1945 liegt jetzt 80 Jahre zurück. Ich bin 1938 geboren und habe daher diese 80 Jahre erlebt. Ich kann mich noch an die Bomben im II. Weltkrieg erinnern. An die Toten in den Straßen, an die Angst meiner Eltern vor den Bomben und die Angst vor der Gestapo und an die Phase der Wende zum Besseren – wenn auch mit manchen Rückschlägen; an die Angst meiner Mutter vor den Besatzungssoldaten und auch an den Hunger im Jahr 1945 und unmittelbar danach. Die Worte „niemals vergessen“, die ich so oft gehört habe, haben immer noch Gültigkeit.“ Er meint weiter, dass „wir nach wie vor wachsam sein müssen gegenüber den Gefahren eines egoistischen Nationalismus, den Gefahren des Rechtsextremismus oder auch eines verantwortungslosen aggressiven Populismus.“ Für ihn heißt das „die Demokratie verteidigen, die Menschenrechte verteidigen, den Rechtsstaat verteidigen und jede Form des Faschismus in seinen verschiedenen Spielarten zu bekämpfen.“
Bürgermeister Markus Vogl sah in den drei Worten „Nie wieder Faschismus“, dem Motto der Befreiungsfeier 2025, eine Verpflichtung „aufzustehen, wenn unsere Demokratie mit Füßen getreten wird, wenn Hass unser Zusammenleben vergiftet. Wir können es nicht hinnehmen, wenn heute wieder Stimmen laut werden, die fundamentale Menschenrechte infrage stellen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Verbrechen des Nazi-Regimes verharmlost oder gar umgedeutet werden.“
Claude Simon, der Präsident der französischen Lagergemeinschaft „Amicale de Mauthausen“ warnte vor einem Wiederaufleben des Faschismus. Nach 80 Jahren „breiten sich nun Handlungen, Gesten, Worte, Drohungen, Denkweisen und Organisationsformen, die direkt vom Faschismus übernommen wurden, auf der ganzen Welt aus, und sogar hier im Herzen Europas, in unseren eigenen Ländern.“
Concha Diaz, die Vizepräsidentin der spanischen Lagergemeinschaft „Amicale de Mauthausen“ freute sich sehr bei der Befreiungsfeier in Steyr dabei sein zu können. Sie betonte, dass es die Erinnerung braucht um aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft zu lernen. Nach 80 Jahren Befreiung gilt es mehr denn je das „Nie wieder“ zu erneuern, weil Menschen in vielen Teilen der Welt die Menschenwürde und die Menschenrechte vorenthalten werden.
Karl Ramsmaier, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Steyr sah in dem Jubiläum „80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus“ einen „Auftrag den Faschismus in all seinen Formen zu bekämpfen und die Demokratie und die Menschenrechte aus innerster Überzeugung zu verteidigen“. Er erinnerte an das Wort des Gewerkschafters und Widerstandskämpfers Josef Hindels „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ In Zukunft sollte nicht mehr verharmlosend von ‚rechtspopulistischen’ Parteien gesprochen werden, sondern der Wahrheit entsprechend von ‚rechtsextremen’ Parteien.
Im Hintergrund der Redner und Rednerinnen bei der Befreiungsfeier waren weiße Holzstäbe mit den Namen der im KZ-Außenlager Steyr-Münichholz ermordeten KZ-Häftlinge zu sehen. „Die Nazis haben die KZ-Häftlinge zu Nummern gemacht. Wir wollen ihnen ihre Namen zurückgeben“, sagte Ramsmaier. Kurzbiografien von zwei Häftlingen, Pericle Cima und Louis Buton, und der französischen Zwangsarbeiterin Paulette Callandreau sollten das noch unterstreichen.
Besonders berührend waren die Beiträge der Schülerinnen und Schüler des BG Steyr, der HLW Steyr und des „Lycee Leopold Seda Senghor“ aus Evreux in Frankreich. Es wurden selbst verfasste Texte und ein Musikstück vorgetragen. Das Mandolinenorchester Steyr gestaltete in sehr einfühlsamer Weise die Feier. Im Anschluss an die Feier wurden zum Gedenken beim KZ-Denkmal von über zehn Organisationen Kränze und Blumen niedergelegt. In einer Gedenkminute wurde an die Opfer des KZ-Außenlagers Steyr-Münichholz und aller anderen Opfer des Faschismus gedacht. Fast 30 Organisationen waren Mitveranstalter der Befreiungsfeier in Steyr. „Eine beeindruckende Feier, die alle Erwartungen übertraf“, freut sich Mauthausen- Komitee- Vorsitzender Karl Ramsmaier.