Vor zehn Jahren, am 25. Oktober 2013, wurde in Steyr der „Stollen der Erinnerung“ eröffnet. Zum Festakt im Museum Arbeitswelt waren Delegationen aus Frankreich, Italien und Deutschland gekommen, aber auch viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft. Zehn Jahre hatte das Mauthausen Komitee an der Vorbereitung dieses Projektes gearbeitet. Am darauf folgenden Nationalfeiertag besuchten bei strahlend schönem Herbstwetter 1.200 Personen die neue Ausstellung. Inzwischen ist der „Stollen der Erinnerung“ aus der Museums-landschaft von Steyr nicht mehr wegzudenken. 25.000 Personen haben in letzten zehn Jahren den „Stollen der Erinnerung“ besucht. Allein im Jahr 2022 gab es 94 Führungen. Die von Regina Wonisch kuratierte und von Bernhard Denkinger architektonisch gestaltete Ausstellung in der 140 Meter langen Stollenanlage hat inzwischen mehrere Auszeichnungen bekommen: 2014 den Österreichischen Museumspreis, 2015 den Hans-Marsalek-Preis und 2016 den German Design Award. 2018 fand der „Stollen der Erinnerung“ als einziges Projekt aus Österreich Aufnahme in das Buch „spaces of culture and art“, in dem über 48 Top-Architekturprojekte aus der ganzen Welt berichtet wird. Tatsächlich ist mit dem „Stollen der Erinnerung“ „ein Meilenstein gegen das Vergessen gesetzt worden“, wie der Initiator Karl Ramsmaier bei der Eröffnung sagte.
Die Ausstellung „Zwangsarbeit und KZ in Steyr“ ist so konzipiert, dass man mit dem Jahr 1938 die Enge des Stollens betritt und mit der Befreiung 1945 wieder aus dem Stollen herauskommt. Der „Lambergstollen“, wie er ursprünglich genannt wurde, diente nicht industriellen Zwecken, sondern der Zivilbevölkerung als Luftschutzbunker. Damit wird auch verdeutlicht, dass das Regime des Nationalsozialismus unweigerlich zu Krieg geführt hat. Emotional lässt der Stollen das Lebensgefühl vieler damals lebender Menschen spürbar werden, Enge, Angst und Aussichtslosigkeit. „Besonders wichtig war uns, dass wir das Schicksal der KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter:innen in den Mittelpunkt stellen“, sagt Karl Ramsmaier vom Mauthausen Komitee Steyr. Dazu wurden viele Jahre Fotos, Dokumente und Zeitzeugenberichte gesammelt. Auch Objekte wie Originallöffel aus dem KZ-Außenlager Münichholz und Zeichnungen von KZ-Häftlingen sind zu sehen. Die Stationen „Widerstand“ und „Menschenrechte“ am Ende der Ausstellung stellen den Bezug zur Gegenwart her. Man könnte sagen „ Widerstand damals – Zivilcourage heute“ und die Verwirklichung der Menschenrechte als permanente Aufgabe jedes Menschen und jeder Gesellschaft.
Eine kurze Zusammenfassung der Ausstellung bietet die Broschüre „Stollen der Erinnerung. Zwangsarbeit und Konzentrationslager in Steyr“, die in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Tschechisch erhältlich ist.
Ergänzt wurde die Ausstellung kürzlich mit einer Informationstafel für Menschen mit einer Beeinträchtigung. Dazu wurde vom Museum Arbeitswelt auch eine Broschüre in leichter Sprache herausgegeben. Zum zehnjährigen Jubiläum erschien ein neu gestalteter Flyer über den „Stollen der Erinnerung“.
Betrieben wird der „Stollen der Erinnerung“ vom Museum Arbeitswelt und vom Mauthausen Komitee Steyr. Führungen können bei beiden Organisationen gebucht werden. Während den Öffnungszeiten Museums Arbeitswelt kann der Stollen jederzeit besucht werden. Darüber hinaus öffnen jeden zweiten Freitag im Monat von 14.00 bis 17.00 und an ausgewählten Tagen Mitarbeiter:innen des Mauthausen Komitees den Stollen. Alle Besucher:innen kommen immer wieder sehr beeindruckt und nachdenklich aus dem „Stollen der Erinnerung“ heraus. Beim Eingangstor kommt es immer wieder zu intensiven Gesprächen über KZ- und Zwangsarbeit in Steyr. „Der ‚Stollen der Erinnerung’ ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die aus Steyr nicht mehr wegzudenken ist“, sagt Initiator Karl Ramsmaier.
„Dass der ‚Stollen der Erinnerung‘ nun sein 10-jähriges Bestehen feiert ist eine Erfolgsgeschichte, die uns sehr glücklich stimmt. Für das Museum Arbeitswelt ist es immer noch eine große Ehre und zugleich Verantwortung, die pädagogische Arbeit im Gedenkort gestalten und durchführen zu dürfen. Mittlerweile sind es viele tausend Besucher:innen und hier vor allem auch Schüler:innen, die wir durch den Gedenkort und die Ausstellung begleiten durften. Der ‚Stollen der Erinnerung‘ hat nicht nur das Museum Arbeitswelt und die Stadt Steyr, sondern die gesamte Gedenk- und Museumslandschaft in Oberösterreich nachhaltig zum Besseren verändert“, meint der künstlerische Leiter des Museums Arbeitswelt Stephan Rosinger.
Am Mittwoch 25. Oktober 2023 findet um 19.00 Uhr im Museum Arbeitswelt die Feier „10 Jahre Stollen der Erinnerung“ statt. Erwartet wird dabei auch der Präsident des Internationalen Mauthausen Komitees Guy Dockendorf aus Luxemburg. Der Steyrer Schriftsteller Erich Hackl wird dabei die Festrede halten. Zwei Podiumsgespräche über die Bedeutung von Lern- und Gedenkorten in Gegenwart und Zukunft und die Museumspädagogik im „Stollen der Erinnerung“ runden das Programm ab. Musikalisch gestaltet die Feier das Lamberg-Ensemble mit Raphaela Pachner und anderen. Beim nachfolgenden gemütlichen Teil spielt das Duo „SpielZeugs“.
Die Teilnehmer werden aus organisatorischen Gründen gebeten sich beim Museum Arbeitswelt anzumelden.
Anmeldung:
Museum Arbeitswelt
07252/773510
anmeldung@museumarbeitswelt.at
Am Nationalfeiertag, 26. Oktober 2023, ist im „Stollen der Erinnerung“ Tag der offenen Tür mit freiem Eintritt.