Vor 79 Jahren, am 9. November 1938, inszenierten die Nationalsozialisten ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Geschäfte wurden geplündert, Synagogen zerstört und jüdische Bürger verhaftet. Auch in Steyr wurden Juden verhaftet und eingesperrt. Die Steyrer Synagoge blieb verschont, weil sie schon vorher arisiert wurde. Aus diesem Grund findet am Mittwoch, 08.November 2017 um 17.00 eine Gedenkfeier am Jüdischen Friedhof in Steyr statt.
Die Gedenkrede hält Dr. Charlotte Herman, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz. Musikalisch gestaltet wird die Feier von Matthias Kronsteiner auf seinem Fagott. Vertreter der Parteien und Organisationen werden mit Kränzen der Opfer gedenken. Alle Teilnehmer können als persönlichen Akt des Gedenkens vor dem Holocaust-Denkmal „Steine des Erinnerns“ niederlegen. Die männlichen Teilnehmer werden gebeten, nach jüdischem Brauch am Friedhof eine Kopfbedeckung zu tragen.
Der Friedhof befindet sich am Taborweg, zwischen Schnallentor und Taborrestaurant.
Der Friedhof mit seinen 141 Gräbern wurde 1874 eingeweiht. 1945 sollte er zerstört werden, aber das Kriegsende vereitelte diesen Plan. Das letzte Begräbnis fand 1992 statt. Das Mauthausen Komitee Steyr rettete den Friedhof vor dem Verfall. 1989 wurde an der Außenmauer eine Gedenktafel errichtet, 2008 das Holocaust-Denkmal mit 86 Namen der Steyrer Opfer.
VORTRAG „ LUTHER UND DIE JUDEN“
Passend zum Gedenkjahr „500 Jahre Reformation 1517 – 2017 “ lädt das Mauthausen Komitee Steyr, das Dominikanerhaus, die Evangelische Pfarrgemeinde und das Museum Arbeitswelt am Mittwoch, 08. November 2017 um 19.30 Uhr zu dem Vortrag „Luther und die Juden“ ins Dominikanerhaus ein. Nicht zufällig wurde das Dominikanerhaus als Veranstaltungsort gewählt. Das Dominikanerhaus war in der Reformationszeit eine berühmte evangelische Lateinschule. Referent ist der wissenschaftliche Leiter des Evangelischen Museums in Rutzenmoos Mag. Günter Merz.
Luther war zweifellos ein tiefgläubiger Mensch, ein überragender Theologe und begnadeter Schriftsteller, aber er hatte auch seine Schattenseiten. 1543 verfasste er die Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ und forderte darin von der Obrigkeit, dass man die Synagogen und Schulen der Juden in Brand stecke und ihre Häuser zerstöre. Später beriefen sich Antisemiten immer wieder auf den Hass Luthers gegen die Juden.