Die Gedenkfeier am Jüdischen Friedhof in Steyr findet heuer am Montag, 9. November 2015 um 17.00 statt. Auf den Tag genau vor 77 Jahren, am 9. November 1938 inszenierten die Nationalsozialisten ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Geschäfte wurden geplündert, Synagogen zerstört und jüdische Bürger verhaftet. 18 Steyrer Juden wurden in der Berggasse eingesperrt, darunter auch drei Kinder. Die Israelitische Kultusgemeinde Steyr wurde schon ein Monat davor aufgelöst. 2008 wurde am Friedhof das Holocaust-Denkmal mit 86 Namen der Steyrer Opfer errichtet.
Heuer wird besonders an die Opfer der Todesmärsche der ungarischen Juden im April 1945, also vor 70 Jahren, gedacht. Ein Massengrab mit 100 Opfern erinnert an ihr Schicksal. Nur von 15 Personen sind die Namen bekannt.
Die Gedenkrede hält heuer der Buchautor und Journalist Hans Henning Scharsach. Er ist bekannt als Kämpfer für die Menschenrechte und engagiert sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. 2012 veröffentlichte er das Buch „Strache – Im braunen Sumpf“.
Musikalisch gestaltet wird die Feier vom Chor der Körnerschule Linz unter der Leitung von Mag.a Martina Walenta. Vertreter der Parteien und Organisationen werden mit Kränzen der Opfer gedenken. Alle Teilnehmer können als persönlichen Akt des Gedenkens vor dem Holocaust-Denkmal „Steine des Erinnerns“ niederlegen. Die männlichen Teilnehmer werden gebeten, nach jüdischem Brauch am Friedhof eine Kopfbedeckung zu tragen.
Anschließend an die Gedenkfeier findet um 19.00 Uhr im Museum Arbeitswelt Steyr die Buchpräsentation „Nirgendwo – Todesmärsche durch OÖ.“ statt.
Im April 1945 wurden tausende ungarische Zwangsarbeiter quer durch Österreich in das KZ Mauthausen getrieben.
Zu finden ist der Friedhof am Taborweg, zwischen Schnallentor und Taborrestaurant. Der Friedhof weist 141 Gräber auf und wurde 1873 angelegt. 1945 sollte der Friedhof zerstört werden, aber das Kriegsende vereitelte diesen Plan. Das letzte Begräbnis fand 1992 statt. Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich das Mauthausen Komitee Steyr um den Friedhof und konnte ihn so vor dem Verfall retten. 2013 wurde dem Komitee dafür der Steyrer Panther, eine Auszeichnung der Stadt Steyr für Verdienste um den Denkmalschutz, verliehen.