Im Beisein von Bundeskanzlers Werner Faymann wurde am 15. Juni 2015 im Bundeskanzleramt in Wien erstmals der Hans-Maršálek-Preis verliehen. Gestiftet wurde der Preis vom Mauthausen Komitee Österreich und der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Maršálek für herausragende Leistungen im Bereich der Gedenk-, Erinnerungs- und Bewusstseinsarbeit. „Diejenigen, die wir heute auszeichnen, haben einen ganz wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung geleistet. Aber wir müssen aus dem Gedenken an die Schrecken der Geschichte auch die richtigen Schlüsse für heute ziehen“, meinte Bundeskanzler Faymann bei der Preisverleihung.
Den ersten Platz errang das Projekt „Stollen der Erinnerung“ in Steyr. In einer 140 Meter langen, hufeneisenförmigen Stollenanlage unter dem Schloss Lamberg wird die Geschichte der KZ-und Zwangsarbeit in Steyr dargestellt. Fast 8500 Besucher aus dem In- und Ausland haben die Ausstellung bereits gesehen, über 330 Führungen wurden bereits durchgeführt. Das Projekt hat österreichweit, aber auch international bereits große Bekanntheit erlangt. Altbischof Maximilian Aichern hob in seiner Laudatio die Besonderheit der Ausstellung und den langen Weg zu ihrer Verwirklichung hervor. 10 Jahre wurde ehrenamtlich an der Verwirklichung gearbeitet, viele Hindernisse mussten überwunden werden. Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich meinte, dass ein solches Projekt nur durch große Hartnäckigkeit zu realisieren gewesen sei.
„Wir freuen uns sehr über die großartige Auszeichnung. Letztendlich war es die Begeisterung und die Unterstützung vieler, die dieses außergewöhnliche Projekt möglich gemacht haben“, so der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Steyr Karl Ramsmaier. Begleitet wurden die Mitglieder des Mauthausen Komitees Steyr und die MitarbeiterInnen des Museums Arbeitswelt bei der Preisverleihung auch von Vizebürgermeister Walter Oppl.
Die zweiten Plätze belegten der Verein Kuland mit „Aus dem Gedächtnis in die Erinnerung. Die Opfer des Nationalsozialismus im Oberen Drautal“ sowie Lisa Rettl und Gudrun Blohberger für die Neugestaltung des Museums am Permanhof und die Begleitpublikation Perman. Den Würdigungspreis erhielt die Neue Mittelschule Mauthausen für ihr Projekt: „Eine Schule in Mauthausen . . . Das Leben geht weiter.“
Hans Maršálek wurde 1941 von den Nationalsozialisten wegen Widerstandstätigkeit verhaftet und im Herbst 1942 in das KZ-Mauthausen deportiert, wo er unmittelbar Zeuge der Verbrechen in Mauthausen wurde. Nach dem 2. Weltkrieg baute er das Mauthausen-Archiv und das Museum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen auf. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und war auch lange Zeit Leiter der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Hans Maršálek hat in den letzten Jahrzehnten ganze Generationen von ForscherInnen und Studiernden mit seinem umfangreichen Wissen über das KZ-Mauthausen versorgt. Er war bis zum Schluss sehr aktiv in der Aufklärungsarbeit über die Verbrechen der Nationalsozialisten und lange Zeit Vorsitzender der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen.